Teenagers und Schönheitswahn
Schönheit ist ein Wert, der bei jungen Menschen immer mehr an Bedeutung gewinnt. Viele Teenager äussern schon in frühen Jahren den Wunsch nach einer plastischen Operation.
Die Brustvergrösserung als Geburtstagsgeschenk und eine Fettabsaugung zu Weihnachten – der Wunsch nach einer plastischen Operation wird bei vielen Jugendlichen immer früher laut. Doch eine Schönheitsoperation in diesem Alter kann fatale Auswirkungen auf die weitere Entwicklung des Körpers haben, ist doch die körperliche Entwicklung noch nicht abgeschlossen.
Nicht allein entscheiden
„Ohrenanlegeplastiken zum Beispiel werden ja bereits seit über 30 Jahren an Patienten und Patientinnen vorgenommen, die erst im Primarschulalter sind. Diese Form der Operation ist bewährt und nichts Neues und sie wird vorgenommen, um Kindern Hänseleien zu ersparen. Andere Operationen, wie zum Beispiel eine Nasenkorrektur oder ein Brustimplantat, sollten nur durchgeführt werden, wenn die Patientin bereits die Pubertät abgeschlossen hat“, raten die Experten. Die Empfehlung der Europäischen Union ist es, plastische Operationen erst ab Erreichen der Volljährigkeit mit 18 Jahren durchzuführen.
Zu dick, Brüste zu klein, Nase zu krumm? Woher kommen die Zweifel?
Aussehen wie Britney Spears, Angelina Jolie und Brad Pitt – die Vorbilder und Schönheitsideale der Teenies stammen aus dem Medienkonsum. Woher kommt es, dass viele Jugendliche so unzufrieden mit ihrem Aussehen sind? Dies ist ein altes Phänomen: Viele Menschen haben und hatten in der Pubertät ein Problem damit, sich und ihren Körper zu akzeptieren. Ein Höcker auf der Nase oder ein kleiner Busen werden nun einmal erst in der Pubertät entwickelt, und der Jugendliche muss sich zuerst an das neue Aussehen gewöhnen. Um ihre Rolle in der Gemeinschaft zu finden, vergleichen sich Jugendliche mit den anderen. Da treten dann Fragen auf wie: ”Sehe ich normal aus?“, oder „Ist mein Körper so wie er ist, der Körper einer Frau/eines Mannes?“. Erst mit zunehmendem Alter steigt das eigene Schönheitsempfinden wieder. Zudem wirken sich Partnerstatus, das Ausmass der sexuellen Kontakte und die Erziehung der Eltern auf die Selbstwahrnehmung aus.
Beauty-Werbung im Internet: Soziale Netzwerke verstärken den Wunsch nach Operationen
Sind Instagram und Co. schuld? Dass immer mehr junge Frauen in Sachen Schönheit nachhelfen, schieben viele auf die sozialen Medien. Nicht nur die vorteilhaft aufgenommenen Selfies und hautglättenden Fotofilter sorgen dafür, dass Jugendliche in den sozialen Medien mit den Schönheitsidealen und vermeintlichen Lösungen durch operative Eingriffe konfrontiert werden. Auf den Plattformen wird zudem zielgruppen-orientierte Werbung geschaltet, die jungen Frauen und auch Männern die Möglichkeit einer kosmetischen Korrektur offenlegt.
Wer an Schönheit, Instagram und volle Lippen denkt, dem fällt sofort der Name Kylie Jenner ein. Der US-Reality Star führt mit 21 Jahren ein erfolgreiches Kosmetikunternehmen und hat hunderte Millionen Fans weltweit. Doch: Die Halbschwester von Kim Kardashian hat an zahlreichen Stellen durch den Onkel Doktor nachgeholfen. Das Problem: Tausende Teenies weltweit wollen es ihr gleichtun.
Ein Experte erklärte, dass zunehmend junge Frauen mit einem bildbearbeiteten Selfie als Vorbild in seine Praxis kommen. Er bezeichnete den Selfieboom als „gefährlich“, da Jugendliche oft die möglichen Gefahren eines Eingriffs ausblenden. „Virtuelle Schönheit ist nicht medizinische Realität“. Durch die zunehmend hohe Qualität der Bildbearbeitungsprogramme erstellen sich viele junge Menschen Ideale, die jeder seriöse Schönheitschirurg ablehnen sollte.
„Die omnipräsente Darstellung eines vermeintlich perfekten Lebens von Gleichaltrigen und Stars ist eine der Hauptursachen für psychischen Druck bei Jugendlichen“, klagt Yvonne Haldimann, Projektleiterin von Jugend und Medien des Bundesamts für Sozialversicherung an. Der Verband Swiss Plastic Surgery fordert nun, rein kosmetische Eingriffe sollten erst ab 18 gemacht werden. CVP-Nationalrätin Ruth Humbel bläst ins gleiche Horn: „In gewissen Situationen, dazu gehört der Schönheitswahn, müssen Jugendliche und ihre Eltern vor sich selber geschützt werden.“
Insbesondere volle Lippen und straffe Haut sind beliebt
Millionen Menschen legen sich weltweit jährlich für die Schönheit unter das Messer, im Pro-Kopf-Vergleich gehört die Schweiz zu den operationsfreudigsten Ländern. Immer mehr junge Frauen unterziehen sich kosmetischen Operationen: Ziel ist es dabei häufig, sich optisch ihren Vorbildern in den sozialen Medien anzunähern. Einen grossen Anteil an der Zunahme haben insbesondere Brustoperationen bei Frauen. Oft geht es hier nicht einmal um grössere Brüste, sondern eine andere Form. Junge Frauen unterziehen sich zudem öfter Faltenbehandlungen. Ganz vorne auf der Liste stehen auch Lippenkorrekturen – nach Vorbildern aus Internet und sozialen Medien. Kein Wunder, dass die Zahl der Behandlungen mit dem Lippenfüller Hyaluronsäure zunimmt. In der Schweiz stieg die Nachfrage im vergangenen Jahr gar um 20 Prozent, wie die „Sonntags-Zeitung“ berichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr junge Menschen unterziehen sich Schönheitsbehandlungen.
- Schweizer Ärzte wollen, dass diese Behandlungen erst mit 18 Jahren gemacht werden dürfen.
- Brustvergrösserung, Lippenvergrösserung und das seitliche Anhebenlassen der Augenbrauen sind die beliebtesten Eingriffe junger Menschen.