Das Schwitzen ist ein ganz natürlicher Schutzmechanismus des Körpers vor Überwärmung. Wenn sich unser Organismus in der heissen Sonne, bei anstrengender körperlicher Aktivität oder in der Sauna aufheizt, wird die übermässige Körperwärme durch Schwitzen abgegeben. Auch bei Aufregung oder dem Verzehr scharfer Speisen beginnen die meisten von uns zu schwitzen. Daneben gibt es aber auch Menschen, die generell und übermässigstark schwitzen. Eine solche Hyperhidrose kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränken. Finden Sie hier heraus, welche Ursachen starkes Schwitzen, plötzliche Schweissausbrüche und Nachtschweiss haben können, und was sich dagegen tun lässt.
Die Ursache für Schwitzen liegt in der Regel in einem natürlichen Regulationsmechanismus
Schwitzen ist in erster Linie ein natürlicher Regulationsmechanismus des Körpers: Er dient der Abgabe von übermässiger Körperwärme, kann aber auch durch emotionale Faktoren wie z.B. Lampenfieber verursacht werden.
Unter Hyperhidrose versteht sich eine übermässige Schweissproduktion, die die normale körperliche Funktion des Schwitzens übersteigt. Von diesem Krankheitsbild sind ungefähr ein bis zwei Prozent der Bevölkerung betroffen. Für die Behandlung ist es wichtig zu unterscheiden, ob es sich um eine primäre Hyperhidrose, die unabhängig von einer Krankheit entsteht, oder die sekundäre Form – als Symptom einer Erkrankung – handelt.
Ob Sport, Hitze oder grosse Aufregung – die Ursachen für übermässiges Schwitzen sind verschieden. Auch wenn die Schweissabsonderung von vielen von uns als lästig empfunden wird, erfüllt sie eine nicht zu unterschätzende Aufgabe: Sie dient der körpereigenen Regulierung der Temperatur und schützt vor dem Überhitzen. Wie funktioniert dieser Mechanismus, und was hat das Nervensystem damit zu tun?
Um Schwitzen und besonders krankhaftes Schwitzen besser zu verstehen, lohnt es sich, auszukundschaften, wodurch die Produktion der Schweissdrüsen angeregt wird, und warum bestimmte Faktoren eine Überproduktion des Schweisssekretes auslösen.
Über den ganzen Körper verteilt liegen unsere Schweissdrüsen, sie zählen zu den Hautanhangsgebilden wie auch unsere Haare oder Nägel. Besonders dicht siedeln sich die Drüsen im Bereich der Hand- und Fusssohlen an. Der Schweiss wird im Drüsenendstück produziert, und daran angeschlossen ist der Ausführungsgang. Dieser endet in einer Hautpore, über den der Schweiss schliesslich austritt.
Unsere Körperflüssigkeit kühlt beim Verdunstungsvorgang die Haut ab, aber auch Endprodukte des Stoffwechsels wie z.B. der Harnstoff werden mit Hilfe der Flüssigkeit abgesondert. Der Schweiss hält zudem den Säureschutzmantel der Haut in der Balance, indem er das Keimwachstum auf der Hautoberfläche verringert.
Menschen gehören zu den gleichwarmen Lebewesen, die ihre Körpertemperatur konstant bei etwa 37°C halten müssen, ganz egal, welche Temperaturen in der Umgebung herrschen. Um unsere Körperkerntemperatur auf etwa gleichem Niveau halten zu können, besitzen wir ein ausgeklügeltes Regulationssystem. Dieses stellt ein Gleichgewicht her zwischen innerer Wärmeproduktion bzw. Wärmeaufnahme von aussen bei hohen Umgebungstemperaturen und der Wärmeabgabe nach aussen.
Ist es zu kalt, reduziert unser Körper die Wärmeabgabe, indem er die Durchblutung der Arme und Beine vermindert. Zum anderen produziert der Körper mehr Wärme durch Muskelarbeit. Willkürlich tun wir das, indem wir uns bewegen, wenn wir frieren. Unwillkürlich, also ohne dass wir es wollen, beginnen unsere Muskeln zu zittern – wir „zittern vor Kälte“ – um Wärme zu erzeugen.
Ist uns zu warm, egal ob wir uns körperlich ausgepowert haben oder ob die Sonne zu viel des Guten tut, muss der Körper vermehrt Wärme abgeben.
Wärme abgeben kann unser Körper generell über vier Mechanismen:
- Wärmeleitung: Die Wärme wird von innen nach aussen in Richtung kühlerer Umgebung transportiert.
- Wärmestrahlung: Unser warmer Körper strahlt Wärme wie ein Heizkörper über elektromagnetische Wellen ab.
- Wärmeströmung: Unser Blut spült die Wärme mit sich fort.
- Verdunstung: Verdunstet Schweiss auf der Haut, entsteht eine angenehme Kühle, die sog. Verdunstungskälte. Allerdings ist tropfender oder in Strömen fliessender Schweiss wenig effektiv. Es muss ein dünner Film auf der Haut gebildet werden, um gut verdunsten zu können.
Schwitzen kommt auch oft bei Aufregung vor
Doch warum schwitzen wir besonders viel bei Angst, Stress und Aufregung, wie z.B. während einer Prüfung? Warum kommt es bei Aufregung und Stress zu einer vermehrten Schweissbildung?
In einer potenziellen Gefahrensituation wird an die Nerven der Botenstoff Acetylcholin ausgeschüttet. Den Steinzeitmenschen ermöglichte dies eine schnelle Flucht vor einem Wildtier und der gebildete Schweiss diente zudem der Abkühlung.
Was sind typische Angstschweiss-Momente?
Zu stressbedingtem Schwitzen neigen besonders Menschen, die sich beispielweise in einer Prüfungssituation befinden – sei es das Referat oder der Test in der Schule, ein Vorstellungsgespräch oder der Vortrag vor Kollegen. Aber auch Angst vor einem unangenehmen Arzttermin kann zu Schweissausbrüchen führen.
Was kann gegen Stress-Schwitzen helfen?
Lockere Kleidung, die die Haut atmen lässt, Antitranspirantien (Schweisshemmer), der Verzicht auf Alkohol und Nikotin sowie Angstbewältigungsstrategien können dazu beitragen, stressbedingtes Schwitzen zu reduzieren oder gar zu verhindern.
Der menschliche Organismus beherbergt zwei Nervensysteme, das willkürliche und das unwillkürliche. Beide haben unterschiedliche Eigenschaften und Aufgaben:
Das unwillkürliche Nervensystem:
Es wird auch als vegetatives oder autonomes Nervensystem bezeichnet und reguliert die Vorgänge im Körper, die sich nicht durch den eigenen Willen beeinflussen lassen. Dazu gehören die Organfunktionen, aber auch die Tätigkeit der Drüsen und damit das Schwitzen bei Aufregung, Stress, erhöhter Umgebungstemperatur oder Fieber.
Die beiden Hauptbestandteile des unwillkürlichen Nervensystems sind der Sympathikus und der Parasympathikus:
- Der Sympathikus ist dafür zuständig, den Körper auf Leistungssteigerungen und Stresssituationen vorzubereiten. Dies beinhaltet unter anderem die Beschleunigung des Herzschlags und der Atmung sowie die Aktivierung der Schweissdrüsen.
- Der Parasympathikus hingegen ist der Gegenspieler des Sympathikus und sorgt im Körper für Ruhe und Entspannung. Er verlangsamt den Herzschlag, fördert die Verdauung und erweitert die Blutgefässe.
Das willkürliche Nervensystem:
Das willkürliche Nervensystem wird auch als somatisches oder animalisches Nervensystem bezeichnet und dient der bewussten Steuerung der Skelettmuskulatur, wie z.B. die Bewegung von Armen und Beinen. Zusätzlich ist die Wahrnehmung von Umweltreizen ein Teil der Aufgaben. Hierzu gehören unter anderem die Wahrnehmungen des Seh-, Hör- und Geruchssinns.
Zu den heutigen Stress- oder Angstauslösern zählen unter anderem:
- schriftliche Prüfungen
- Bewerbungsgespräche
- Präsentationen vor grossen Menschenmengen
- unangenehme Arztbesuche wie z.B. eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt
- mündliches Abfragen in der Schule
Angstschweiss ist ausserdem ein typisches Symptom psychischer Erkrankungen. Beispiele wären hier Panikattacken (starke und plötzlich auftretende Angstanfälle) oder eine primäre Angststörung. Das heisst, dass Ängste und Sorgen sich ohne einen Bezug zur Wirklichkeit vermehrt haben. Betroffene sollten sich nicht scheuen, professionelle Hilfe bei einem Psychologen oder Psychotherapeuten zu suchen.
Dysregulation verschiedener Hormone – nächste mögliche Ursache
Das Beschwerdebild kann als idiopathische oder primäre Hyperhidrose ohne erkennbare Ursache auftreten. Oft zeigen sich erste Probleme schon in der Kindheit oder Jugend. Dann sind vor allem Handflächen, Fusssohlen, Achseln, Stirn und Kopf immer wieder feucht bis nass. Schweiss bricht aus, obwohl die Betroffenen weder besonders aufgeregt sind, noch sich körperlich angestrengt haben. Das häufige, ausgeprägte Schwitzen beeinträchtigt das Alltagsleben erheblich. Händeschütteln wird zur Qual, der Kontakt zu anderen ist erschwert. Sozialer Rückzug, depressive Verstimmungen, Ängste, aber auch verstärkte körperliche Inaktivität gehören zu den Folgen.
Wer immer wieder tropfnass ist, am ganzen Körper schwitzt und zudem noch andere Beschwerden hat, leidet möglicherweise an einer sekundären Hyperhidrose. Sie tritt entweder bei körperlichen Veränderungen und Belastungen auf, wie z.B. in den Wechseljahren, bei Übergewicht, bei Stress, oder sie kann auch ein Symptom bestimmter Erkrankungen sein. Verantwortlich sind häufig Hormon- und Stoffwechselerkrankungen – etwa eine Schilddrüsenüberfunktion, Infektionen, Nervenstörungen, Krebsleiden oder psychische Erkrankungen wie Angststörungen. Zudem gehört verstärktes Schwitzen zu den Nebenwirkungen einiger Medikamente.
Plötzliche akute Schweissausbrüche, verbunden mit kaltem Schweiss am ganzen Körper, können mitunter einen Notfall wie einen Herzinfarkt anzeigen. Häufig kommen Begleitbeschwerden wie Zittern, Angstgefühle, Kopf- und Brustschmerzen, Atemnot oder Schwindel dazu. Solche Symptome können aber ein Zeichen einer Panikattacke im Rahmen einer Angststörung sein oder zu den Entzugserscheinungen bei Alkoholmissbrauch oder Drogenproblemen gehören.
Gehen Sie zum Arzt, wenn
- Sie unter einer andauernden intensiven Schweissbildung leiden, die mit den üblichen Hygienemassnahmen nicht zu kontrollieren ist und das private sowie berufliche Leben belastet.
- Sie schon bei der geringsten Aufregung oder Anstrengung nasse Handflächen oder Fusssohlen bekommen, oder wenn es von Achseln, Stirn und Kopfhaut tropft.
- Sie häufig am Kopf oder am ganzen Körper schwitzen, auch wenn es draussen oder im Raum nicht besonders heiss ist.
- Sie weiterhin zu Schweissausbrüchen neigen, auch wenn ein Infekt mit Fieber schon überstanden ist.
- zum häufigen Schwitzen andere Beschwerden wie z.B. Glieder-, Muskel-, Rücken- oder Kopfschmerzen kommen.
- Sie unvorhergesehene Schweissattacken mit Zittern, Schwindel, Herzrasen erfahren, sobald Sie einer bestimmten Situation ausgesetzt sind, wie z.B. wenn Sie eine Spinne entdecken.
Nächtliches Schwitzen kann auch eine Tumorerkrankung sein
Nachtschweiss kann unter anderem ein frühes Symptom einiger Tumore sein. Dies tritt vor allem bei Lymphdrüsenkrebs und Leukämie, sowie bei verwandten Bluterkrankungen auf.
In den Organen des Lymphsystems können Zellen manchmal unkontrolliert wachsen und Schwellungen oder Tumore entstehen. Verantwortlich dafür sind vielfältige Faktoren, äussere Einflüsse oder auch innere Veränderungen und Fehlsteuerungen. Solche Wucherungen, die sogenannten Lymphome, können gut- oder bösartig sein. Bösartige Krebszellen verbreiten sich mitunter über das Lymphsystem und befallen hiermit auch andere Organe.
Sollte Nachtschweiss also plötzlich und verstärkt auftreten, sollten Sie unbedingt zum Arzt gehen, um solche schweren Krankheiten auszuschliessen oder auch, um sie frühzeitig behandeln zu können. Ihr Arzt wird sich dann auf die gründliche Ursachensuche für den Nachtschweiss machen. Dazu wird er wissen wollen, seit wann das nächtliche Schwitzen auftritt, wie häufig es vorkommt und wie stark die Schweissausbrüche sind. Der Arzt wird dann zunächst ein Tumorleiden ausschliessen. Zur Untersuchung gehört auch eine Blutentnahme und veilleicht auch ein Ultraschall der Schilddrüse.
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